Der Zauberkönig Berlin

Ein Unikat aus vergangener Zeit

Der jüdische Kaufmann Josef Leichtmann gründet zwischen 1884 und 1910 vier Zauberkönige: in München (1884), Berlin (1884), Köln (1909) und Hamburg (1910) und übergibt je einen seinen vier Töchtern Leonie, Charlotte, Melanie und Rosa und ihren Ehemännern (eine detaillierte Chronik der Berliner Inhaber kannst du hier nachlesen).

Die Schwestern sind erfolgreich und die Zauberkönige entwickeln sich spätestens ab den 1920er-Jahren zu bekannten Anlaufstellen für Künstler*innen aus der ganzen Welt. Später überdauern sie die NS-Zeit, auch wenn die persönlichen Geschichten der jüdischen Eigentümer dramatisch, teils tragisch verlaufen: Einigen Familienmitgliedern gelingt es in Deutschland zu überleben oder sich ins Exil zu retten, andere werden von den Nazis ermordet bzw. in den Selbstmord getrieben.

Bis ins neue Jahrtausend - immerhin noch über fünf Jahrzehnte - bestehen alle Zauberkönige, bevor die Läden in München, Köln und Hamburg in einem Zeitraum von wenigen Jahren schließen, weil sich keine Nachfolger finden bzw. die Geschäfte sich nicht mehr rentieren - und nur noch der Zauberkönig Berlin bestehen bleibt.

Über 140 Jahre

Magie, Freude & Leid

Ein kurzer Abriss der Geschichte unseres Ladens, der seit fast fünf Generationen fest mit der Begeisterung und der Leidenschaft für die Zauberei verbunden ist.

1884

Gründung

Der aus Wien stammende jüdische Kaufmann Josef Leichtmann gründet 1884 in Berlin und München die beiden ersten "Zauberkönige", zwei weitere folgen in Köln (1909) und Hamburg (1910). Jede seine vier Töchter übernimmt im Laufe der Zeit eines der Geschäfte - das Berliner Geschäft Charlotte Kroner mit ihrem Mann Arthur.

1920

Goldene Zwanziger

Der Zauberkönig hat sich als fester Anlaufpunkt in der Zauberszene etabliert - die bekanntesten Künstler*innen der Welt gehen ein und aus und lagern hier sogar ihre gut gehüteten Großillusionen ein. Der Standort in der Friedrichstraße, umgeben von zahlreichen Varietés und Theatern, trägt maßgeblich zum Erfolg bei.

1933

NS-Zeit

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten brechen düstere Zeiten an. Den jüdischen Eigentümern wird untersagt, den Zauberkönig zu leiten, später werden sie offiziell enteignet. Charlotte und Arthur sowie ihre Tochter Meta, die als Nachfolgerin vorgesehen war, überleben den Holocaust nicht.

1945

Nachkriegszeit

Die ehemalige Angestellte Regina Schmidt führt den Zauberkönig seit der Enteignung der Kroners. Sie hat Glück - in der überwiegend zerstörten Friedrichstrasse ist ihr Geschäft eines der wenigen noch bestehenden. Besonders jetzt haben die Menschen Bedarf an Dingen, die sie vom Alltag ablenken.

1955

Flucht

Im Ostteil der Stadt liegend, droht die nächste Enteignung - das Geschäft soll verstaatlicht werden. In einer Nacht- und Nebel-Aktion schafft Regina daher das Inventar in den Westen, in eine der provisorischen Bretterbuden in der Hermannstrasse, die für über 60 Jahre das Zuhause des Zauberkönigs bleiben wird.

1960

Neubeginn

Nach über 70 Jahren in der Friedrichstrasse muss sich der Zauberkönig am viel kleineren neuen Standort neu erfinden. Mehr noch als zuvor, als Profis die Hauptzielgruppe waren, öffnet sich das Geschäft für das Publikum. Kinder, die damals zum ersten Mal kommen, besuchen den Zauberkönig heute mit ihren Enkeln.

1984

100 Jahre

Mit Günther und Helene Klepke, die nach dem Tod von Regina Schmidt 1978 die Geschäfte übernommen haben, feiert der Zauberkönig seinen 100. Geburtstag mit einem großen Fest. Günther, selbst Zauberkünstler, führt den Laden in der Tradition der Vorbesitzerin und prägt ihn über 20 Jahre.

2000

Wandel

Um die Jahrtausendwende führen Onlinehandel und zunehmende Konkurrenz durch Discounter, die mit günstigen Kostümen bzw. Feuerwerk wichtige saisonale Einkommensquellen des Zauberkönigs angreifen dazu, dass sich der Laden immer wieder neue Nischen suchen muss, um zu überleben.

heute

140 Jahre

2019 zieht der Zauberkönig von der Hermannstrasse in den Schillerkiez. Die alte Bude hat ihre besten Tage hinter sich und das neue Ladengeschäft bietet genug Platz, aus dem Zauberkönig auch einen kulturellen Treffpunkt zu machen. Am 13.07.2024 wird hier der 140. Geburtstag gefeiert.